Schwein, Kalb, Güggeli und Hummer treffen sich im Restaurant. Sie wollen fein fressen und studieren die Menükarte.
Schwein vor sich hingrunzend: «Ich hätte mal wieder Lust auf ein gutes Stück Fleisch vom Mensch.» Kalb stimmt zu, Güggeli schwillt der Kamm und Hummer klappert freudig mit den Scheren.
«Ich hätte Lust auf Europäer», sagt das Güggeli. «Schau in der Karte, es hat Italiener mit Pesto, Franzosen in Weinsosse, Deutsche im Bierteig oder hier, auf Seite 4, Schweizerli mit Käse
überbacken», sagt der Hummer.
Kalb: „Also ich leiste mir jetzt etwas und probiere ein Filet vom Steueroptimierer. Diese Sorte wird artgerecht an sonniger, erhöhter Lage gehalten. Menschen aus Agglohaltung würde ich nie
fressen.» Hummer: «Mir steht der Sinn nach Asylanten-Nuggets. Ist zwar nicht gesund, aber wenn man sie nur hin und wieder verdrückt, ists verträglich.
Servier-Gaul: «Und wie hätten die Viecher das Fleisch gerne? Hummer: «Lebendig gar gekocht im siedend heissen Wasser.» Schwein: «Blutig. Es soll triefen vor Blut.» Kalb: «Bitte schmoren lassen, fest und lange.» Güggeli: «Hier am Tisch grillen.»
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Pia Kaufmann, Kriens (Mittwoch, 31 Oktober 2018)
Liebe Frau Lüscher
Ich habe Ihre Kolumne Woche für Woche gelesen und mich dabei gefreut. Sie waren so gut! Und nun vermisse ich sie!! Eine Kolumne habe ich aufbewahrt. Sie ist zu gut, um sie wegzuwerfen. Es ist die vom 20. Jan. 2016: "Ein feines Stück Fleisch fressen". Die habe ich sogar am Familientisch vorgelesen. Das mussten einfach alle hören.
Rita & Peter von Rotz, 6010 Kriens (Mittwoch, 31 Oktober 2018 17:01)
Sehr geehrte Jil Lüscher
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle mal danke sagen für die Kolumnen, welche Sie jeweils im Anzeiger veröffentlichen. Ich lese sie praktisch immer, weil sie lebensnah sind, manchmal mit einer Prise Humor aber auch das Herz anrühren. Die mit dem Hinsehen oder Wegschauen ist so wahr, dass ich sie ausgeschnitten habe (es ist nicht die einzige). Machen sie weiter mit Ihren interessanten Geschichten aus dem Leben und für das Leben.
Martina Amato (Sonntag, 20 Januar 2019 12:48)
Liebe Jil
Nun habe ich diese Kolumne von dir entdeckt und bewundere, wie es dir immer wieder gelingt, humorvoll auch heikle Themen auf den Tisch zu bringen. Dein Text wird bestimmt einige Leser zum Nachdenken anregen. Dasselbe macht der Film "Wie ernähren wir 10 Milliarden Menschen", den ich jedem empfehle, zu schauen. Obschon aufgepasst: Danach könnte sich in ihrem Leben einiges ändern.
cari saluti
Martina